Städte bedeuten Stress für unseren Organismus. All die Eindrücke und Gerüche – unsere Sinne sind überreizt. Die Feinstaubbelastung ist hoch. Das ist aber erst die letzten 150 Jahre der Fall. Zuvor waren Menschen hunderttausende Jahre in der Natur daheim.
Evolutionär gesehen haben wir das Leben im Wald und auf Wiesen im Blut. Wenn wir also Zeit im Wald verbringen, dann erinnert sich unser Körper daran, unser Gehirn geht in Resonanz und unser System entspannt sich. Krankheiten werden reduziert. Zeit im Wald führt uns zu unserem Ursprung zurück: Leben in und mit der Natur. Wir fühlen uns im Wald instinktiv wohl.
Unser Immunsystem hat sich im Laufe der menschlichen Evolution in Wechselwirkung mit der Natur entwickelt. Nicht nur die Umweltgifte, all der Stress und ungesunde, pestizid-vergiftete Lebensmittel machen uns krank, sondern auch das Fehlen bioaktiver Substanzen aus der Pflanzenwelt. Denn diese braucht unser Organismus, um gesund zu bleiben.
Der Wald entspannt, er bietet das Gegenteil der Städte. Frische Luft, Achtsamkeit, Entschleunigung, neue Kraft, Entspannung für Körper, Geist und Seele.
Teilweise wirkt der Wald unbewusst auf uns. Die Waldluft, die wir automatisch einatmen, ist heilsam. Der Boden, über den wir gehen, trainiert unsere Balance. Jedoch geht es auch um die bewusste Wahrnehmung. Das „sich drauf einlassen“, das runterkommen, das Handy ausschalten oder erst gar nicht mitnehmen und voll und ganz den Moment genießen. Nebenher staunen, ganz automatisch die Stresshormone reduzieren und ein paar Waldfrüchte pflücken.
Schon ein bis zwei Stunden in der Natur stärken unseren Körper und unseren Geist. Wälder wirken krankheitspäventativ und blutdrucksenkend und wie weiter oben erwähnt, untersützen sie auch unsere psychische Gesundheit. Der Wald wirkt gleich – egal ob bei jung alt, reich oder arm. Jeder profitiert gleichermaßen von dieser „grünen Medizin“. Aufenthalte in der Natur und unter Blätterdächern können physische und psychische Krankheiten vorbeugen, lindern Schlafprobleme und aktivieren unser Immunsystem. Die Farbe Grün besitzt einen entzündungshemmenden Effekt, wirkt ausbalancierend auf Herz und Nieren und beruhigt laut der Farbpsychologie die Nerven. Nichtsdestotrotz tut uns der Wald auch im Winter sehr gut mit seiner Stille und der kühlen Luft.
Bäume kühlen durch die Verdunstung von Wasser auf natürlichste und angenehmste Weise und spenden zugleich Schatten. Im Wald kann es bis zu sieben Grad kühler sein, als in der Stadt. Ein großer Baum kann an einem warmen Tag 200 Liter Wasser verdunsten! Nebenbei produziert er Sauerstoff und eine Vielzahl von ätherischen Ölen.
Die Phytonzide (Abwehrstoffe der Bäume) und Terpene (Botenstoffe der Bäume und Pflanzen) des Waldes stimulieren unsere Immun- und Killerzellen.
Die Phytonzide bilden Pflanzen als Selbstschutz, um sich mit deren Hilfe vor Bakterien und Viren zu schützen. Diese werden von den Pflanzen an die Luft abgegeben. Wenn wir in der Natur unterwegs sind, atmen wir sie ein und können unsere natürlichen Killerzellen vermehren. Diese Zellen wirken ähnlich wie Antibiotika, töten aber nicht wahllos, sondern wirken eher regulierend. Sie eliminieren Viren im Körper und bekämpfen Tumore. Waldluft enthält antikanzerogene Substanzen. Nach einem Tag im Wald steigt die Anzahl der Killerzellen bereits um 40% und die Aktivität steigert sich um 50%. Um die regulierende Fähigkeit der Phytonzide besser zu verstehen, könnt ihr euch den biologisch-dynamischen Landbau vorstellen, wo sie schon lange genutzt werden. Manche Pflanzen können sich mit ihren Phytonziden auch gegenseitig schützen und diese werden dann wiederum gemeinsam angebaut. So können Erreger und Schädlinge auf natürliche Weise und ohne den Einsatz giftiger Pestizide in Schach gehalten werden.
Terpene sind Teil der pflanzlichen Kommunikation. Bäume, Sträucher tauschen Botschaften untereinander aus oder geben Informationen zu Schädlingen weiter. Sie können auch Nützlinge herbeirufen, also mit Insekten kommunizieren. Das passiert über chemische Substanzen, die gasfärmig in der Waldluft enthalten sind. Unser Immunsystem kann diese sogenannten Terpene entschlüsseln. 2000 Duftstoff-Vokabeln aus 900 Pflanzenfamilien kennt man mittlerweile. So wie Pflanzen auf die Terpene beispielsweise mit einer Steigerung der Abwehrkäfte reagieren, reagieren auch wir Menschen mit einer Steigerung der Abwehrkräfte. Wir nehmen sie über den Atemvorgang durch die Lungen, aber auch über die Haut auf. Sie treten in unseren Blutkreislauf ein und erreichen Zellen und Organe.
Nadelbäume geben mehr Terpene ab, als Laubbäume und im Waldesinneren ist die Konzentration von Terpenen am höchsten. Die meisten Terpene gibt es im Juli und August. Sie sind außerdem in der Höhe von 1-2 Meter am besten erhalten.
Laut verschiedenen Studien sollte man mindestens zwei Stunden im Wald verbringen. Im Idealfall 2-3x pro Monat (oder häufiger) mindestens vier Stunden lang. Somit bleibt die Wirkung auf das Immunsystem etwa einen Monat erhalten.
Lasst uns den Wald zum Aufladen und zur Stärkung unseres Immunsystems nutzen!
Aber: Es muss nicht immer der Wald sein. Eine Pause mit 15 Minuten um im Park zu sitzen, auf einer Wiese, auf der verstreut Bäume stehen, entlang zu spazieren, in einem Garten zu sitzen oder Ähnliches, ist auch bereits sehr wohltuend. Die heilsame Wirkung der Natur wird nicht nur im Wald, sondern auch in der Stadt beobachtet.
„Erst im Wald kam alles zur Ruhe in mir,
meine Seele wurde ausgeglichen und voller Macht.“
(Knut Hamsun)